Was Urlaubsfotos berichten können... In diesem Sommer besuchte ich während des Urlaubs das Elsaß. Neben der reizvollen Landschaft, den Weinbergen und den herrlichen Fachwerkstädten fanden die Erinnerungen an geschichtliche Ereignisse mein besonderes Interesse. So fanden wir auch den Weg zur kleinen nordelsässischen Stadt Wörth, nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze bei Bergzabern entfernt. Bei Wörth entschied sich vor nunmehr 131 Jahren das Schicksal Frankreichs. Während des Deutsch- Französischen Krieges 1870/71 fand am 6. August 1870 in und um Wörth eine der blutigsten Schlachten dieses Krieges statt.Bereits am 4. August hatten deutsche Einheiten die Grenzstadt Weißenburg eingenommen und dort eine französische Division umter dem Kommando des Generals Abel Duay zerschlagen. General Duay fand dabei den Tod.Bei Wörth, zwei Tage später, standen sich dann die 5 deutschen Armeekorps der 3. Preußischen Armee unter den Kronprinzen Friedrich Wilhelm mit insgesamt 70 000 Mann Infanterie, 4 300 Reitern und 222 Geschützen sowie die Französische Armee unter Marschall Mac Mahon mit 3 Korps und 39 000 Mann Infanterie, 5100 Reitern sowie 131 Geschützen gegenüber.Die Schlacht von Wörth tobte den gesamten Augusttag. Den Franzosen gelang es trotz ihrer Unterlegenheit erbitterten Widerstand zu leisten. Mehrfach wurde die Stadt Wörth von beiden Seiten besetzt und an den Berghängen hinter Wörth in Richtung Elsaßhausen, der sogenannten "Wörther Hohl", erlitten die anstürmenden deutschen Truppen wohl die schwersten Verluste während des gesamten Krieges.Berüchtigt wurde eine Reiterattacke der französischen Kürassiere nach Moorsbrunn, bei der beinahe das gesamte französische Regiment vernichtet wurde. Am Abend der Schlacht hatten 9800 deutsche Soldaten und 480 Offiziere ihr Leben verloren, die Franzosen, die sich am Abend zurückziehen mußten, verloren 12 000 Soldaten und 500 Offiziere. 6000 Franzosen gerieten in Gefangenschaft. Damit war die erste Vorentscheidung des Krieges gefallen.Soweit die Fakten, über die man sich auch im Wörther Museum sehr gut informieren kann. Was mir allerdings nicht bekannt war, zeigte sich dann beim Besuch des Schlachtfeldes. An insgesamt 83 Stellen finden sich noch heute liebevoll gepflegte Grabsteine, Einzel- und Massengräber, Monumente und Gedenksteine!Fassungslos sah ich mir die Gedenksteine an, als ich auch auf ein gewaltiges Denkmal des 5. Thüringischen Infanterieregimentes Nr. 94 stieß. Das Regiment setzte sich aus den 3 Bataillionen Eisenach, Weimar undJena zusammen und trug am 6. August 1870 einen Teil der Hauptlast derKämpfe.Sofort erinnerte ich mich an das Mihlaer Gefallenendenkmal auf dem alten Kirchhof. Dieses Denkmal erinnert an 4 in diesem Krieg gefallenene Mihlaer, darunter der damalige Leutnant von Harstall. 4 Mihlaer, die alle in diesem Regiment dienten und im Frankreichfeldzug den Tod fanden. Dutzende anderer wurden verwundet und kehrten an Körper und Leib verletzt aus diesem Krieg heim.Da mir über den Kampfeinsatz des 94er Regimentes und damit der in ihm dienenden Mihlaer nichts bekannt war, suchte ich im Wörther Museum nach weiteren Spuren. Dort stieß ich auf den vollständigen Gefechtsbericht und auch auf die Kampfhandlungen der Thüringer an diesem Tag.Das 94er Regiment gehörte zusammen mit den Infantrieregimentern Nr. 95, Nr. 32 (beide Thüringische Regimenter) sowie dem 3. Kurhessischen Infantrieregeiment Nr. 83 und den Kurhessischen Husaren Nr. 13 zur 22. Division im 11. Armeekorps unter Führung von General Bose. Diese Einheiten kämpften am linken deutschen Flügel und erlitten beim Sturm auf die Höhenkette zwischen Moorsbrunn und Elsaßhausen schwere Verluste, vor allem durch die französischen Gegenstöße, die von Turkoregimentern und schwerer Reiterei vorgetragen wurden.Das 94er Infantrieregiment verlor allein von 2695 eingesetzten Soldaten und Offizieren 286 Mann, davon 22 Offiziere! Noch schwerer waren die Verluste der Hessen, die von 2285 eingesetzten Soldaten 407 Männer verloren.Das Regiment nahm an weiteren 5 Schlachten des Krieges teil! Unter diesem Gesichtspunkt bekommt für mich unser Mihlaer Gefallenendenkmal eine ganz andere Bedeutung. Bisher waren die dort mit dem Tod von 4 Mihlaern festgehaltenen Ereignisse für mich sehr anonym, das hat sich nun geändert. Vielleicht läßt sich zukünftig auch noch etwas über das Schicksal der einzelnen Toten erfahren?Auf jeden Fall wird die Sinnlosigkeit dieser Kriege deutlich.   Mihla, 15.9.01 - R. Lämmerhirt